Während sich deine Sportkameraden schon den ersten Lebkuchen gönnen und die Offseason genießen, bist du noch hochmotiviert und ziehst dein Training durch? Dein Freibad hat gerade die Winterpause eingeläutet, und du suchst dennoch nach einer Schwimmgelegenheit? Kudos! Wir haben extra für dich die besten Tipps für das Freiwasserschwimmen im Herbst zusammengestellt. Denn die goldene Jahreszeit bietet ganz besondere Schwimmerlebnisse.
Das solltest du beim Open-Water-Schwimmen im Herbst beachten
Die Sonne strahlt vom knallblauen Himmel herab, und um dich herum leuchtet die Natur in den schönsten Herbstfarben. Was für ein Vergnügen, dann in den spiegelnden See zu springen! Auch wenn das Herbstwetter einladend erscheint, solltest du in Sachen Ausrüstung und Vorbereitung auf die Schwimmeinheit einige Dinge beachten.
Freiwasser-Essentials: Neoprenanzug, Badekappe, Schwimmboje | Foto: Milena Neumüller / triathlon.de
Je dicker das Neopren, desto größer der Kälteschutz
Die durchschnittlichen Tagestemperaturen in Deutschland liegen im Oktober bei etwa 13,1 °C, nachts bei rund 6,5 °C – klar, dass die Wassertemperatur dann nicht mehr im Wohlfühlbereich liegt. Wenn du ernsthaft schwimmen und dich nicht nur kurz abhärten möchtest, ist ein Neoprenanzug also Pflicht. Neben dem Wetsuit helfen Neoprenkappe, -socken und -handschuhe, dich vor dem Auskühlen zu schützen. Wer auch das letzte bisschen Haut noch verstecken möchte, greift zu einem Neoprenkragen oder gleich zu einem sogenannten Hood, der Kragen und Mütze kombiniert.
Ergänzend kannst du unter dem Neoprenanzug noch eine schützende Base Layer tragen. Lang- oder kurzärmelige Oberteile spenden dir zusätzlichen Schutz. Denn logisch: Je dicker das Material, desto besser die Isolierung.
Wichtig ist außerdem, dass Anzug und Zubehör möglichst eng anliegen. Denn am Ende wärmt vor allem die dünne Wasserschicht zwischen Neopren und Haut. Fließt ständig kaltes Wasser nach, weil der Anzug zu groß ist, geht dieser Effekt verloren.
Bunt wie das Herbstlaub
Egal ob strahlender Herbsthimmel oder neblig-trüb – achte darauf, dass du im Wasser gut sichtbar bist. Eine Badekappe in leuchtender Farbe und eine auffällige Schwimmboje sind Pflicht! Die Bojen gibt es in verschiedenen Farben und Varianten: einfache Modelle, an denen du dich im Wasser kurz festhalten kannst, oder solche, in denen du Wertsachen und sogar dein Handy trocken und sichtbar verstauen kannst.
Gemeinsam statt einsam
Sich allein ins Freiwasser zu wagen, ist grundsätzlich keine gute Idee. Bei kühlen Temperaturen ist ein Partner sogar Pflicht. Wenn du keinen Mitschwimmer findest, sollte wenigstens jemand vom Ufer aus ein Auge auf dich haben.
Bevor du dich ins herbstliche Nass stürzt, wärme dich mit etwas Gymnastik oder lockerem Warmlaufen auf. Dann geht’s los! Die Kälte sorgt zunächst für eine erhöhte Herzfrequenz, die Blutgefäße verengen sich, und auch deine Atmung reagiert automatisch. Nimm dir Zeit, um dich an die Temperatur zu gewöhnen: Tauche langsam ins Wasser ein und konzentriere dich auf ruhiges atmen. Den Kopf solltest du erst untertauchen, wenn du die Kontrolle über deine Atmung hast. Dann steht dem herbstlichen Schwimmgenuss nichts mehr im Weg.
Wie lange du trainieren kannst, hängt von deinem individuellen Kälteempfinden, deiner Körperzusammensetzung, deinem Schwimmkönnen und deiner Gewöhnung an kaltes Wasser ab. Grundsätzlich gilt: Sobald du merkst, dass deine Muskulatur verkrampft, du zu zittern beginnst oder dich nicht mehr konzentrieren kannst, verlasse sofort das Wasser.
Warm statt heiß
Am Ufer hast du im Idealfall bereits deine Wärmekleidung bereitgelegt – sie ist jetzt besonders wichtig. Denn nach dem Schwimmen sinkt die Körperkerntemperatur zunächst weiter, weil kaltes Blut aus der Haut zurück in den Körperkern fließt. Das belastet den Kreislauf.
Achte deshalb darauf, dich langsam wieder zu erwärmen: Kuschelpulli, Jogginghose, Pudelmütze, Wollsocken und ein Bademantel oder spezieller Schwimmer-Poncho wirken Wunder! Dazu ein warmes Getränk – und schon kannst du von den positiven Effekten deines Trainings profitieren. Vermeide jedoch eine zu schnelle Erwärmung durch heiße Duschen oder zu heiße Getränke, das kann den Kreislauf überfordern.
Wichtig: Warme, trockene Kleidung, wenn Du aus dem Wasser kommst | Foto: Zone3
Training für Körper und Geist
Freiwasserschwimmen im Herbst ist weit mehr als eine sportliche Mutprobe – es ist ein echter Kick für Körper und Geist. Schon beim Eintauchen reagiert der Körper mit einem Adrenalin- und Endorphinschub: Der Kreislauf läuft auf Hochtouren, die Sinne schärfen sich, und man fühlt sich sofort wach, klar und unglaublich lebendig. Kaltwasserschwimmerinnen und -schwimmer sprechen vom „Cold-Water-Rush“ – einem euphorischen Gefühl, das oft stundenlang anhält.
Auch körperlich hat der Sprung ins kalte Nass einiges zu bieten. Durch den Wechsel zwischen Kälte und Wärme trainieren sich die Blutgefäße wie kleine Muskeln: Sie ziehen sich zusammen, erweitern sich wieder und bleiben elastisch. Das fördert die Durchblutung und stärkt langfristig Herz und Kreislauf. Gleichzeitig aktiviert die Kälte das Immunsystem – Abwehrzellen werden stimuliert, der Stoffwechsel angeregt, und der Körper wird insgesamt widerstandsfähiger.
Doch nicht nur physisch, auch mental wirkt das kalte Wasser Wunder. Wer regelmäßig in Kälte eintaucht, lernt, mit Stress umzugehen, fokussiert zu bleiben und die eigene Atmung zu kontrollieren. Diese Fähigkeit, Ruhe in unangenehmen Momenten zu bewahren, kann sich auch positiv auf den Alltag übertragen.
Kurz gesagt: Open-Water-Schwimmen im Herbst ist ein ganzheitliches Training für Körper, Geist und Seele. Wer regelmäßig abtaucht, merkt schnell – Kälte macht stark!